Freitag, 16. Dezember 2016

Gipfelstürmer & Höhlenforscher

Ich bin inzwischen bereits in Paihia in der Bay of Islands angekommen, wo ich die nächsten zwei Tage verbringen werde. Aber zunächst habe ich so einiges nachzuholen, was ich in den letzten Tagen wegen mangelnder Zeit (und Lust, ja, ich gebe es zu) nicht geschafft habe. Ich gehe jetzt also mal 9 Tage zurück - nach Whangarei, 16. Dezember '16.

Weil ich ja erst Samstag von Sally abgeholt werden kann, muss ich einen Tag in Whangarei überbrücken. Ich habe mir schon am Vortag ein paar Ziele in der näheren Umgebung herausgesucht, die ich nacheinander abklappern will - auch wenn meine Zimmergenossin sagt, das sei an einem Tag zu Fuß nicht zu schaffen. Ich versuche es einfach trotzdem.
Also mache ich mich gegen halb elf auf den Weg, bei strahlendem Sonnenschein. Über den Tag zieht es immer mal wieder ein wenig zu, aber es regnet nicht und die meiste Zeit ist die Temperatur auch nicht zu hoch - ein perfekter Tag zum Wandern.

Stop 1: Parihaka Summit
Der Parihaka ist ein Berg direkt bei Whangarei mit einem Aussichtspunkt an der Spitze. Der Hatea River Walk, den ich nehme, führt direkt daran vorbei, ich muss eigentlich nur einen kleinen Umweg machen - einmal den Berg hoch und wieder runter. Aber die Sicht soll gut sein, also nehme ich das auf mich.

Der Weg nach oben geht fast die ganze Zeit über Stufen, da er recht steil ist. Ich brauche wohl eine halbe Stunde bis oben. Aber letztendlich lohnt es sich - von hier aus hat man eine super Sicht über Whangarei (das übrigens die einzige Stadt in Northland ist). An der Spitze des Parihaka finde ich außerdem eine steinerne Säule und ein paar Infotafeln, die mich über die Geschichte dieses Ortes aufklären.

Vor etwa zweihundert Jahren gab es hier nämlich noch eine Maori-Siedlung, ein sogenanntes Pa. Da das Pa auf der Spitze des Hügels lag, ließ es sich sehr gut verteidigen, was auch gut so war, denn zu der Zeit tobten in der Gegend erbitterte Stammeskriege und das Pa wurde mehrfach angegriffen und schließlich auch erobert. Der Name des Berges kommt übrigens daher: Und zwar tanzten die Bewohner des Pa einen Haka, einen Maori-Kriegstanz, um ihre Feinde zu provozieren - sie machten einen Haka vor dem Pa, ergo: Parihaka.
Auf dem Weg nach unten komme ich sogar an einem Ort vorbei, an dem Überreste eines Pas zu sehen sind, wenn die auch nur aus im Unterholz versteckten Mauerresten und Wällen bestehen.
Aber genug davon.

Stop 2: AH Reed Memorial Park
Nachdem ich mich trotz guter Beschilderung ein wenig verlaufe (wobei sich der halb verwilderte Weg, den ich genommen habe, letztendlich als Abkürzung herausstellt), gelange ich wieder auf den Hatea River Walk, der, wie der Name schon sagt, dem Hatea River folgt.

Vorbei an Wiesen und über malerische Brücken erreiche ich den AH Reed Memorial Park, der für seine alten Kauri-Bäume bekannt ist. Durch den Park wurden extra Brücken gebaut, um die Wurzeln der Bäume zu schützen. Einige der Kauris sind sogar noch größer als der, den ich bereits gesehen habe.

Lange halte ich mich hier allerdings nicht auf, denn es gibt noch viel zu sehen!

Stop 3: Whangarei Falls
Die Whangarei Falls sind definitiv ein Must-See in Whangarei. Der Hatea River Walk endet hier - oder beginnt, wie man es sieht. Es sind sicher zehn Meter, die das Wasser in die Tiefe stürzt, hinab in einen malerischen kleinen See. Diese Schlucht ist ein wunderschöner Ort. Ich kann sogar über einige Felsen bis fast hinter den Wasserfall klettern - etwas, das in Deutschland 100%ig verboten wäre.

Ich nehme den Loop Way hinauf zum Parkplatz oberhalb des Wasserfalls. Es ist inzwischen so warm, dass ich mich nach einem Eis verzehre - doch hier finde ich leider keins.

Also esse ich meine extra geschmierten Butterbrote und - weiter geht's!

Stop 4: Abbey Caves
Zu den Höhlen führt leider kein richtiger Wanderweg - am besten erreicht man sie eigentlich per Auto. Da mir diese Möglichkeit aber leider nicht offen steht, gehe ich zu Fuß den ganzen Weg die Straße entlang - unter der glühenden Nachmittagssonne. Aber was will man machen.
Die Höhlen sind nicht touristisch erschlossen, aber durch einen Rundweg alle drei zugänglich und für den willigen Höhlenforscher sogar betretbar. Natürlich kreuze ich völlig unvorbereitet hier auf, habe nicht einmal eine Taschenlampe dabei, geschweige denn eine Kopflampe, wie auf dem Infoschild empfohlen wird. Ansehen kann ich mir die Höhlen ja trotzdem, sage ich mir.
Bei dem schönen Wetter sind hier so einige Leute unterwegs - alle so in meinem Alter, manche perfekt vorbereitet mit Unterwasserschuhen und Kopflampen, andere, wie ich, null vorbereitet.
Zur ersten Höhle, der Organ Cave, geht es ziemlich steil runter. Ich steige ein wenig die Felsen hinab, doch ich gebe schnell auf - es ist einfach zu dunkel unten. Die einzige Lampe, die ich habe, ist die Taschenlampe meines Handys, und das müsste ich die ganze Zeit in der Hand halten.

Trotzdem will ich mir die anderen beiden Höhlen zumindest von außen ansehen. Und dann habe ich wahnsinnig Glück: Vor der zweiten Höhle, der Middle Cave (wieder so ein fantasievoller Name) treffe ich auf zwei deutsche Medizinstudentinnen, Hanna und Marinka, mit denen ich mich am Abend vorher im Hostel sehr gut unterhalten habe. Sie machen sich gerade fertig, um in die Höhle hinunterzusteigen - und siehe da, sie haben Kopflampen! Kurzerhand schließe ich mich ihnen an und komme so doch noch an meine Höhlenerforschung.
Am Anfang des Wegs hat ein Hinweisschild schon gewarnt, dass das Wasser in den Höhlen teilweise recht hoch stehen kann, und bald ziehe ich meine Wanderboots aus und gehe barfuß weiter, genau wie Hanna, damit mir das Wasser nicht in die Schuhe läuft.
Was soll ich sagen - es ist viel besser, als ich es mir vorgestellt hätte. Ich war ja schon in ein paar Höhlen, aber das waren allesamt alte Stolle oder Minen, durch die man eine geführte Tour machen konnte. Das hier ist etwas völlig anderes. Verlaufen kann man sich zwar nicht wirklich, aber dennoch finde ich es ziemlich abenteuerlich. An der ein oder anderen Stelle brauchen wir eine Weile, um den richtigen Weg zu finden oder Spalten zu überwinden. Ganz schön aufregend.
Und dann noch die Glühwürmchen, Glow Worms, wie sie hier heißen. Wenn man die Lampen ausschaltet, kann man sie an den Höhlenwänden und der Decke leuchten sehen. Als hätte da jemand weiße Lichter angebracht - nur viel schöner.
Laut dem Flyer, den die beiden Mädels haben, hat die Middle Cave einen Ausgang an der anderen Seite. Und tatsächlich sehen wir irgendwann Licht - in ein paar schmalen Löchern über uns. Es sieht nicht so aus, als gäbe es einen richtigen Weg nach oben - aber umzukehren wäre ja zu einfach. Also klettern wir - und mittels Teamwork schaffen wir es tatsächlich alle drei zurück ans Tageslicht, mitsamt Rucksäcken und mit vielleicht der ein oder anderen Schramme. Aber das triumphale Gefühl allein war es wert.

Weil das so gut geklappt hat, erkunden wir auch noch die dritte Höhle gemeinsam. Hier ist laut Flyer der Ausstieg zwar sehr leicht, aber am Ende der Höhle kann das Wasser teilweise sehr hoch stehen. Laut ein paar Jungs, die die beiden vorher getroffen haben, geht es heute bis zur Brust.
Aber wir versuchen es trotzdem - das wäre ja gelacht!
Und tatsächlich wird das Wasser zum Ende hin immer tiefer. Es ist aber überraschenderweise nicht so kalt, wie ich erwartet hatte, ist im Gegenteil durchaus angenehm. Marinka war so schlau, eine Bikinihose anzuziehen - aber ihr T-Shirt wird trotzdem nass. Als mir als Vorgehender das Wasser irgendwann bis zum Bauch steht, denken wir kurz ans Umkehren - aber der Weg zurück wäre schwieriger als der voran und jetzt sind wir ja ohnehin nass. Außerdem sehen wir das Licht des Ausgangs schon vor uns. Also heben wir die Rucksäcke über den Kopf und kämpfen uns durch.
Klatschnass, aber wiederum mit einem ziemlich guten Gefühl verlassen wir die Höhle durch den Hinterausgang. Und da die Sonne noch immer ziemlich warm ist, dauert es nicht lange, bis wir wieder trocken sind - zumal wir ein wenig über Schafsweiden stapfen, bis wir den Weg wiederfinden.

Die beiden bieten mir an, mir eine ihrer Kopflampen zu leihen, damit ich mir die erste Höhle auch nur ansehen kann, aber alleine habe ich eigentlich keine Lust dazu und ich bin inzwischen schon ziemlich müde - immerhin bin ich seit 10 Uhr auf Achse!
Gemeinsam laufen wir zurück nach Whangarei, was noch einmal eine halbe Stunde dauert - an einem Kiosk am Stadtrand bekomme ich dann auch endlich mein lang ersehntes Eis.

Nach dem Abendessen gehe ich zwar nicht direkt ins Bett, sondern genieße noch ein Cider mit ein paar anderen, doch meinen Blogeintrag zu schreiben habe ich dann keine Lust mehr - deshalb musstet ihr so lange warten. Sorry dafür.

Da bin ich lang

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen