Freitag, 3. März 2017

Netzlos

Pläne ändern sich, und wegen einer solchen (sehr spontanen) Planänderung sitze ich jetzt im Bus zurück nach Auckland, anstatt noch bis Ende März in Hastings zu bleiben. Von Auckland geht es dann weiter an einen Ort, an den ich nicht erwartet hatte, so schnell zu kommen. 
Aber das ist jetzt nicht der Punkt. Der Punkt ist, dass ich irgendwie - ich weiß nicht wie - in den letzten Wochen, die ich in Hastings festhing, fast vergessen habe, in was für einem atemberaubenden Land ich mich befinde. Es wurde mir erst eben wieder klar, als das Netz weg war und ich aus dem Fenster des Busses sah - und dahinter diese unglaubliche Landschaft. Diese seltsam kantigen Grashügel, die mich irgendwie an eine Mondlandschaft erinnern, bewaldete Täler mit Bäumen, die verdammt nochmal vielleicht hunderte Jahre älter sind als ich, Sandsteinklippen, an deren Fuß ungezähmte Flüsse sprudeln. All diese einzigartigen Orte, die innerhalb eines Wimpernschlages an mir vorbeiziehen und die ich wohl nie wieder zu Gesicht bekommen werde.
Ich bin mir bewusst, dass ich, wie die meisten Menschen meiner Generation, viel zu sehr auf mein Handy fixiert bin, auf soziale Medien, auf dieses ständige Erreichbar-Sein. Und das wird sich auch nicht allzu bald ändern - das hier ist der Beweis. Klar hat das alles seine Vorteile. Es ist heutzutage so viel leichter, eine Reise wie diese zu bestreiten, mit all den wunderbaren Leuten in Kontakt zu bleiben, die man trifft, selbst wenn sie am anderen Ende der Welt leben. Ich kann nicht bestreiten, dass gerade ich davon ungemein profitiere. Und ich sage auch nicht, dass wir alle sofort unsere Telefone wegschmeißen sollen. Und natürlich werde ich auch nicht aufhören, meine Erlebnisse mit anderen Menschen zu teilen.
Alles, was ich sagen will, ist, dass es schonmal nicht schlecht ist, wenn das Netz mal wegbleibt. Weil uns das Zeit gibt, uns unsere Umgebung anzusehen, wirklich anzusehen und nicht nur flüchtig streifen. Weil wir in einer unglaublich wunderschönen, wilden und einzigartigen Welt leben. Und das zeigt sich überall. Sei es nun ein in Wolken getauchter Berggipfel oder einfach eine Blume zwischen Pflastersteinen - wenn man nur von Zeit zu Zeit genau genug hinsieht, kann man überall Wunder entdecken. Nicht nur in einem so seltsamen und Wunder-vollen Land wie Aotearoa. Aber vielleicht hat es das hier gebraucht, diesen Ausblick, der mich gleichzeitig unendlich glücklich und unendlich traurig macht, um mir klarzumachen, wie groß und großartig unsere Erde ist. Und das wir sie genießen sollten, so lange wie noch können. Und sie nicht ständig durch eine Kameralinse sehen sollten.
Manche Momente gehören nur uns. Und wenn wir versuchen, sie dennoch zu teilen, verpassen wir vielleicht etwas, das wir nie wieder sehen oder erleben werden. Das ist es nicht wert - denn wer will, der kann diese Erfahrungen für sich selbst machen. Egal, wo.

Dienstag, 14. Februar 2017

Status Quo

Hastings, New Zealand - 14. Feburar 2017

Zuerst einmal: Es tut mir sehr leid, dass ich die letzten Wochen so unproduktiv war. Ich will ehrlich sein: Manchmal fehlte die Zeit, öfter die Motivation. But here I go again!
Natürlich habe ich in den letzten 1 1/2 Monaten auch so einiges erlebt und ein paar sehr wundervolle Menschen kennengelernt, und davon werde ich euch auch noch innerhalb der nächsten Zeit erzählen. Doch für's erste nur ein kleiner Bericht zum aktuellen Status Quo.

Der da wäre:
- ich befinde mich in    Hastings (Hawke's Bay, Ostküste der Nordinsel)
- ich lebe in    einem shared house, also im Klartext im Haus von einem Typen der Betten an Backpacker vermietet, mit Küche, unlimitiertem Wlan und kostenloser Waschmaschine, und das alles für nur 90$ die Woche, was echt nicht viel ist (die meisten Hostels nehmen mindestens 130). Außerdem leben hier einige sehr nette Menschen (unter anderem neuerdings Nadja und Amelie, die ich in Auckland kennengelernt habe!)
- ich besitze    ein supertolles Fahrrad! Da ich bis Ende März hier bleiben werde und keine Lust habe, ständig zu Fuß zu gehen (und man mit eigenem Transport auch einfacher an Jobs kommt, selbst wenn dieser Transport nur ein Fahrrad ist). Es ist so gut wie neu, läuft wie geschmiert, hat 18 Gänge und nur 120$ gekostet, was echt okay ist
- ich habe, und jetzt kommt's,    nicht nur einen, sondern gleich ZWEI Jobs! Zwar erst seit heute und ich werde mich höchstwahrscheinlich in den nächsten Tagen für einen davon entscheiden, aber allein das Gefühl ist gerade das beste überhaupt! Vor allem nachdem ich fast zwei Wochen nur in Hastings herumgehangen habe, was echt kein guter Ort zum herumhängen ist

So sieht's aus. Eine Kombination aus all diesen Dingen plus ein paar sehr guten Freunden führt dazu, dass es mir im Moment extrem gut geht und ich das erste Mal seit zwei Wochen wieder aufatmen kann. Supergeil.

What else?

Sorry noch einmal. Ich wurde von zig Leuten mehr oder weniger dazu gedrängt, endlich einmal wieder etwas zu schreiben, und das hier ist zwar kein besonders langer Post, aber immerhin ein Anfang. Wie gesagt, der Rest sollte nach und nach folgen. Freut euch auf: Berichte von meinen ersten Surfversuchen, von heißen Bächen und White Water Rafting, von einem Trip nach Mittelerde und einer Reise in der Love Shack, vom ersten Sonnenaufgang der Welt, von einer ordentlichen Portion Maori-Kultur, von ein paar verrückten Schwedinnen und spontanen Planänderungen. Und hofft, dass ihr nicht allzu lange darauf warten müsst!

In diesem Sinne: Gute Nacht! (oder guten Morgen, für den Großteil meiner Leser)

Das ist derzeit mein ganzer Stolz: Clyde. (Ja, ich habe dem Fahrrad tatsächlich einen Namen gegeben. Und ja, allen Ernstes Clyde. Na ja, zumindest halben Ernstes.)