Samstag, 31. Dezember 2016

Silvester

Raglan, New Zealand - Sa. 31. Dezember '16


Schrieb ich gestern, dass ich einen kleinen Sonnenbrand hätte? Heute und gestern konnte ich mich kaum bewegen, weil mein ganzer Rücken und die Rückseite meiner Unterschenkel gebrannt haben wie Hölle. Heißt, sogar sitzen ist extrem schmerzhaft, vom Bewegen will ich gar nicht erst anfangen.
Aber ich bin ja selbst schuld, alle haben immer gesagt, wie stark die Neuseeländische Sonne ist. Das schweineteure Zeug, das ich mir in der Apotheke in Raglan gekauft habe, hilft immerhin ein bisschen.

Heute ging es also weiter nach Raglan. Das liegt an der Westküste der Nordinsel, also an der anderen Seite der Insel, von Hahei aus gesehen. Trotzdem sind wir bereits Mittags da, weil ein paar Leute eine Surfstunde gebucht haben - ich nicht, ich beginne ja übermorgen meinen viertägigen Surf&Stay Kurs genau hier.
Die Backpackerlodge, in der wir sind, liegt interessanterweise im Krater eines Vulkans - inaktiv, natürlich.
Ich beschließe, den Schmerz einfach zu ignorieren, und gehe mit ein paar anderen zum Strand. Das heißt, eigentlich wollten wir zum Strand, aber letztendlich ist uns der Weg zu weit bei der Hitze, deshalb legen wir uns an einem Aussichtspunkt oberhalb der Klippen ins Gras - vielleicht etwas seltsam für die vorbeikommenden Leute, aber who cares?
Abends Fish&Chips an einem seeehr schönen Platz oberhalb des Camps, von wo wir den letzten, sehr schönen Sonnenuntergang von 2016 beobachten können.

Ich kann es selbst kaum glauben, dass das neue Jahr für mich schon in zweieinhalb Stunden beginnt. Irgendwie unwirklich.
Aber whatever - ich wünsche euch allen einen guten Rutsch, auch wenn der bei euch erst zwölf Stunden später ist!
Feiert gut - ich werd's sicher!

Freitag, 30. Dezember 2016

Hahei & Cathedral Cove

Hahei, Coromandel, New Zealand - Fr. 30. Dezember '16

Zum Glück nur eine Nacht in Auckland verbracht - morgens um halb acht geht es gestern wieder aus der Stadt raus, diesmal nach Süden, in Richtung der Halbinsel Coromandel. Die Fahrt dauert etwa drei Stunden, plus fast zweistündigem Einkaufsstopp in Thames. Hahei ist ein kleines Küstenstädchen an der Pazifikküste mit einem sehr netten Strand, zwei Minuten von der Backpacker-Lodge entfernt (die das Hahei Resort extra für Stray gebaut hat - super schön).
Nachmittags machen wir nicht viel, gehen zum Strand, abends haben wir ein nettes Gruppen-Barbeque. Der Fahrer, Skins (Seagull hat nicht übertrieben, als er sagte, dass viele der Stray-Fahrer verrückte Spitznamen haben), und die anderen Leute im Bus sind ziemlich cool - ich bin wirklich froh, dass ich mit dieser Truppe Silvester verbringen werde (dann in Raglan).

Heute morgen dann stehen ein paar von uns schon um halb fünf auf, natürlich aus einem ganz bestimmten Grund. Die Sunrise-Cathedral-Cove-Kayak-Tour. Die genauso geil wird, wie sie klingt.

Als wir vom Strand aus lospaddeln, sieht man gerade den ersten Schimmer des Sonnenaufgangs. Der Pazifik ist ziemlich ruhig, das Wetter fantastisch, sonst würden wir diese Tour auch nicht machen. Wir fahren in Zweier-Kajaks, ich teile mir meines mit einer netten Engländerin namens Alex, die ich schon auf dem Weg von Whangarei nach Paihia getroffen habe, wo sie jedoch einen Tag vor mir abgereist ist - so trifft man sich wieder.
Cathedral Cove dürfte einigen aus dem zweiten der Narnia-Filme bekannt sein - die Stelle, an der die Kinder von einem Londoner U-Bahnhof nach Narnia wechseln - die Höhle, in dem sie landen, das ist die Cathedral Cove. 

Ich bereue keinen Moment, so früh aufgewacht zu sein. Nicht nur, dass wir beinahe die einzigen an einem der berühmtesten Touristenmagnete Neuseelands sind, wann erlebt man außerdem auch noch einen so wunderschönen Sonnenaufgang bei so schöner Kulisse? Außerdem gibt es Kaffee am Strand.

Ganz abgesehen davon macht mir das kajaken ziemlich Spaß, ist sicher nicht das letzte Mal, das ich das hier mache.

Nach diesem gelungenen Start in den Tag nutzen wir das herrliche Wetter und verbringen ein paar Stunden am Strand (ich gehe das erste Mal ins Wasser) - ich bekomme auch nur einen ganz kleinen Sonnenbrand.


Mittwoch, 28. Dezember 2016

Hole in the Rock

Paihia, Northland, New Zealand - Mi. 28. Dezember '16

Heute ist mein letzter Tag in Northland, aber da der Bus nach Auckland erst Mittags um 2 abfährt, nutze ich den Vormittag für eine Bootstour durch die Bay of Islands mit Hauptziel Hole in the Rock, einem der berühmtesten Felsen NZs.
Die Bay of Islands, in der ich vorgestern angekommen bin, hat ihren Namen aus einem recht offensichtlichen Grund: Ganze 144 Inseln gibt es hier. Auch wenn nicht alle von denen offiziell als Inseln gelten, das tun sie erst, wenn es Vegetation auf ihnen gibt. Tatsächliche Inseln gibt es hier daher "nur" 88.
Die Bay of Islands erinnert mich ein wenig an den Hauraki Gulf vor Aucklands Ostküste, nur offensichtlich ohne die große Stadt daneben. Aber sie hat ähnlich türkisblaues Wasser und wimmelt nur so von kleineren und größeren Segel- und Motorbooten, dazu Kayaks, Angler, ein paar Touristenkutter wie der, den auch ich gegen 9 Uhr betrete. Dazu ein Hubschrauber, der alle paar Minuten neben dem Fähranleger landet und wieder startet. Ein Schnellboot cruist fast den ganzen Tag zwischen Russell und Paihia herum, hinter sich her zieht es eine Art Fallschirm, an dem eine zweisitzige Bank hängt - muss wohl ziemlich Spaß machen, sich die Bay von da oben anzusehen.

Aber auch von unten ist sie ganz ansehnlich, zumal wieder einmal strahlender Sonnenschein herrscht. Das Wetter scheint hier bislang echt auf meiner Seite zu sein, denn bei schlechterem, stürmischerem Wetter kommt man laut Skipper nicht an das Hole in the Rock heran, geschweige denn hindurch.
Hole in the Rock ist genau das, nach dem es sich anhört: Ein Loch in einem Felsen, genauer gesagt im Motukokako, der vor der Spitze der Cape Brett Peninsula liegt (bzw Rakaumangamanga).

An einem Tag wie diesem ein beliebter Ausflugsort, nicht nur für Touricruiser wie unserem, sondern vor allem auch für Angler und Taucher.
Das Wetter ist, wie gesagt, gut genug, dass das Schiff sogar durch das Loch hindurchfahren kann, obwohl es recht groß ist. Ein schöner Hall herrscht hier drin.

Wir befinden uns genau genommen auch auf einer Delfintour, doch heute bekommen wir leider keine der Meeressäuger zu sehen. Nur ein Sonnenfisch lässt sich neben dem Boot blicken. Da ich ja sowieso schonmal auf einer Delfintour war, macht mir das nicht allzu viel aus.

Nach einem Bogen um Cape Brett mit Blick auf den Leuchtturm geht es am Ostrand der Bay langsam zurück in Richtung Paihia. Vorher wird aber noch ein dreiviertelstündiger Halt auf Urupukapuka eingelegt, der größten Insel der Bay. Mit einem schönen Strand, aber weil Strand ja langweilig ist, klettere ich lieber auf einen nahen Hügel, von dem aus man eine schöne Sicht über die kleine Otehei Bay, wo das Schiff liegt, und den Rest der Bay of Islands hat. 

Ich komme außerdem an einem weiteren schönen Pahutakaua vorbei - was das betrifft, habe ich mir unbewusst genau die richtige Jahreszeit ausgesucht, um Northland zu besuchen, denn ich habe die roten Blüten während meiner Zeit hier zu lieben gelernt.

Dann geht es auch schon zurück nach Paihia, mit Zwischenstop in Russell. Und um 2 fährt schon der Stray Bus nach Auckland ab - mit Fahrer Musli (also wie Müsli auf Englisch; geschrieben nach hören), mit dem ich auch schon von Whangarei nach Paihia gefahren bin.

Über der Stadt hängen die Wolken schließlich tief - irgendwie symbolisch, wo doch das Wetter in Northland fast die ganze Zeit super war. Zum Glück verbringe ich hier nur eine Nacht.

Zum Beweis, dass ich mir diese Namen nicht ausgedacht habe. Witzigerweise gab es diese Karten neben Englisch noch in drei anderen Sprachen: Japanisch, Mandarin und... klar, Deutsch.

Cape Reinga Tour

Paihia, New Zealand - Di 27. Dezember '16

Heute geht es endlich zum Cape Reinga, NZs nördlichstem Punkt. Die Tour ist in meinem Stray-Everywhere-Pass mit inbegriffen, auch wenn sie von einem anderen Tourismusunternehmen durchgeführt wird - die Stray-Busse wären dafür nicht geeignet. Warum? Werdet ihr sehen.
Zu der Tour gehört noch weit mehr als nur das Kap. Insgesamt sieben Stops legen wir ein.
Los geht es um viertel nach sieben direkt vor dem Base Hostel, wo ich die zwei Nächte in Paihia verbringe. Unser Fahrer ist Dice (auch hier wieder keine Ahnung, wie man den Namen richtig schreibt) und wir fahren mit dem Awesome-Bus - denn, wie er sagt: Er ist awesome, wir sind awesome, die Tour ist awesome. Nein, im Ernst, in der Frontscheibe steht ein Schild, auf dem "Awesome" geschrieben steht. Daran sollen wir uns orientieren, damit wir in den richtigen Bus steigen, denn es sind heute noch drei oder vier andere Busse von Fullers Great Sights unterwegs, die alle ganz genauso wie unser Bus aussehen. Der im übrigen nicht einmal ein richtiger Bus ist, sondern ein umgebauter schwedischer Truck, damit er Offroad-Tauglich ist. Das muss er nämlich sein für unsere Tour.

Stop 1: Puketi Forest
Durch Kerikeri, den nächsten Ort ("keri keri" heißt "graben graben", weil die Maori es scheinbar amüsant fanden, wie die europäischen Goldsucher wie die Verrückten gebuddelt haben) und vorbei an ein paar Orten mit ähnlich komischen Namen (Waipapa - Wet Land/Nasses Land) geht es etwa eine Stunde, bevor wir unser erstes Ziel erreichen: Das Manginangina Scenic Reserve mit dem Puteki Forest - ein weiterer Kauriwald. Nicht so wahnsinnig spannend für mich, da es ja nicht mein erster ist, aber ganz cool. Von diesen Bäumen ist aber keiner älter als 500 - die sind im Vergleich zu den richtig alten Exemplaren also noch ziemlich "jung".


Über die für Neuseeland typischen, kurvigen Gravel Roads (Schotterstraßen) geht es weiter. Durch Kaeo, den ersten Ort, an dem Maoris und europäische Siedler zusammen lebten (wenn das auch nicht lange gut ging - aus irgendeinem unerfindlichen Grund wollten sich die Maori von den christlichen Missionaren nicht sagen lassen, was sie zu tun und zu lassen haben); vorbei an Whangaroa (Langer Hafen), Waituruki (Ende des Flusses) und Cable Bay, wo das erste Übersee-Telefonkabel zwischen Australien und Neuseeland begann.

Stop 2: Taipa
Taipa heißt "First Touch", also "Erste Berührung". Dice bezeichnet es als "Most historic place" von Neuseeland, denn hier gingen die ersten Maori, angeführt von Kupe, an Land, und damit offiziell die ersten Menschen in der Geschichte des Landes.
(Offiziell, weil Sally Kidd mir eine sehr interessante Geschichte über Norweger und Chinesen erzählt hat, die wohl noch früher hier waren, doch dafür müsste ich jetzt zu weit ausholen.)
In Taipa legen wir unseren "Morning Tea Stop" ein, wobei das für mich eher ein (dringend notwendiger) Kaffee-Stop ist.
Wir fahren durch Kalifornien - natürlich nicht das echte, sondern Kareponia, was die Maori-Aussprache von California ist. Nach dem verheerenden Erdbeben in San Francisco kamen viele Amerikaner her, um Kauriholz für den Wiederaufbau zu beschaffen; manche blieben.
Awanui, das heißt "Großer Fluss", liegt an einem vielleicht drei Meter breiten Flüsschen - groß jedoch war seine Bedeutung, da es einen Zugang zum Pazifik besaß.

Stop 3: Sandboarding
Gegen 11:15 erreichen wir die Giant Te Paki Sand Dunes, wo wir zum spaßigsten Teil des Trips kommen. Der Bus verlässt plötzlich die Straße und folgt einem flachen Bachbett - hier stellt er seine Offroad-Tauglichkeit erstmals und eindeutig zur Schau.
Im Vorfeld erzählt Dice uns die ein oder andere Horrorstory über Brüche mit hervorstehenden Knochen, epileptische Anfälle und was-weiß-ich. Ich habe so das Gefühl, dass er ein wenig übertreibt.
Wichtig sind beim Sandboarding eigentlich nur zwei Regeln: Nicht das Board loslassen und am Fuß der Düne schnell aus dem Weg gehen. Dann sollte einem (eigentlich) nichts passieren.


Sandboarding ist recht simpel und super lustig: Man klettert eine dieser Dünen hinauf, die wie zufällig in die Landschaft gesetzt scheinen, legt sich auf eine Art Surfboard (diese viel zu kurze, leichte Art, die man auch an europäischen Stränden überall bekommt) und rutscht darauf die Düne herunter, durch den Te Paki Stream, der an keiner Stelle tiefer als zehn Zentimeter ist.
Super spaßig, aber es ist verdammt anstrengend, die Düne mit ihrem unter den Füßen wegrutschendem Sand hochzuklettern. Deshalb mache ich es auch nur dreimal, anstatt 100x, wie ich gerne würde. Damit nehme ich die Anstrengung aber immer noch öfter als die meisten anderen auf mich, die nur einmal oder manche sogar gar nicht rutschen - für mich völlig unverständlich. Klar, man wird etwas schmutzig, aber das macht die ganze Sache nur noch lustiger - und den Bus ganz schön sandig.

Am Ende lobt Dice uns dafür, was für ein super Team wir sind, denn es gab keine Verletzten und keine Todesfälle.
Ich glaube übrigens, ohne angeben zu wollen, dass ich von allen am weitesten gerutscht bin und damit gewonnen habe, aber da das niemand überprüft, kann ich es nicht mit Sicherheit sagen. Ist mir auch egal - es war einfach super cool.
Viel zu schnell geht es schon weiter - zur Hauptattraktion der Tour.

Stop 4: Cape Reinga
Gegen fünf nach zwölf passieren wir das laut Dice nördlichste Haus Neuseelands. Die einzigen Spuren menschlicher Zivilisation sind jetzt noch die Straße, die sich zwischen den Hügeln hindurchschlängelt, und vereinzelte Kühe und Schafe. Der Farmbetrieb soll hier aber komplett eingestellt werden, damit das Land sich regenerieren kann. Eine Viertelstunde geht es durch diese verlassene Landschaft, bevor wir das Kap erreichen.
Reinga heißt Himmel, und zwar nicht der sichtbare Himmel (das wäre sky), sondern der spirituelle (also heaven). Die Kiwis sprechen es "Ri-änga" aus, auch wenn es richtig "Rainga" sein müsste (wie in Rhein). Für die Maori ist dies der heiligste Ort in ganz Neuseeland, weshalb es auch verboten ist, hier zu essen oder zu trinken. Denn über den Te Ara Wairua (Spiritual pathway) wandern hierher die Seelen der Verstorbenen um am Te Rerenga Wairua (Where the spirits depart), wo der Leuchtturm steht, die Reise zur spirituellen Heimat der Polynesier, der Vorfahren der Maori, anzutreten. Zumindest die guten Seelen tuen das - die schlechten fallen ins Meer. Scheint so eine Karma-Sache zu sein.
Runter zum berühmten Leuchtturm zu laufen, dem Subjekt so vieler Postkarten, dauert noch einmal etwa eine Viertelstunde. Mir sind hier allerdings zu viele Touristen unterwegs - obwohl ich ja selbst zu ihnen gehöre. Trotzdem. Es ist irgendwie paradox, dass über diesen so heiligen Boden täglich mehrere tausend Leute trampeln.
Ein weitaus spannenderer Anblick ist die Stelle, an der die Tasman Sea zur linken und der Pazifik zur rechten aufeinander treffen - man kann diese Stelle tatsächlich sehen, bedingt durch verschiedene Wasserfärbungen und Strömungen.

Und weil das Wetter heute wieder fantastisch ist, kann man sogar die Three Kings Islands sehen, die Neuseelands Entdecker Abel Tasman nach den Heiligen drei Königen benannt hat, aus dem einfachen Grund, dass er sie am 6. Januar entdeckt hat. (Interessanter Fakt: Der holländische Seefahrer hat Neuseeland nie betreten, der erste Europäer, der das getan hat, war der Engländer James Cook.)


Wir bleiben nur eine Stunde am Kap, was aber genug ist - wie gesagt, zu viele Leute.

Stop 5: Ninety Mile Beach
Das nächste Highlight der Tour ist der 90 Mile Beach an der Westküste. Wir erreichen ihn durch abgeholzte Nadelwälder, in denen wir kurz sogar Wildpferde zu Gesicht bekommen - natürlich keine "Ureinwohner" der Insel, sondern Abkömmlinge europäischer Tiere.
Der 90 Mile Beach ist - wow, ein Strand. Aber gleichzeitig auch ein Highway mit einem Tempolimit von 100 km/h. Er ist gewissermaßen der älteste Highway der Welt, denn es gab ihn vermutlich schon vor der Erfindung des Rades. Außerdem die erste internationale Landebahn Neuseelands, da hier die erste Maschine von Australien aus landete. Ein sehr einzigartiger Strand also. Es gibt wohl nicht viele Highways, auf denen man gleichzeitig auch nach Muscheln buddeln, spazieren gehen und Sandburgen bauen kann. (Schwimmen ist allerdings, wie an den meisten Orten der Westküste, zu gefährlich.)
Wir halten für ein paar Minuten, um uns den Strand anzusehen und, wenn wir wollen, Dice bei der Suche nach Shellfish zu helfen, die man im flachen Wasser ausbuddeln kann. Er sammelt hier oft welche, um sie ein paar alten Leuten mitzubringen - was ein Samariter.

Der Strand erinnert mich vom Aussehen wegen seiner Länge und der Dünen ein wenig an die holländische Nordseeküste.
Er ist übrigens keine 90 Meilen lang, sondern nur etwa 60 (das sind circa 100 km). Hier an der Küste war früher mal alles Kauriwald. Die Europäer schlugen die Bäume und ließen sie von Ochsen den Strand hinaufziehen. Ein Ochse läuft 30 Meilen am Tag, bei drei notwenigen Tagen ergibt das logischerweise 90 Meilen Weglänge. Blöd nur, wenn man bei der Rechnung den sandigen Untergrund außer Acht lässt, auf dem es sich wesentlich langsamer läuft.

Dann geht es weiter, unser umgebauter schwedischer Awesome-Truck brettert den ungewöhnlichen Highway entlang zu unserem nächsten Ziel.

Stop 6: Ancient Kauri Kingdom
Klingt ziemlich beeindruckend, ist aber letztendlich nur ein überteuerter Souveniershop in Waimanoni mitsamt überteuertem Café. Wir halten hier auch eigentlich nur, damit Dice schnell umsonst den Bus sauber machen kann. Andere Busse halten hier laut Dice länger, doch er hält noch etwas besseres für uns bereit.

Stop 7: Mangonui Fish Shop & Takeaway
Ein Imbiss, der sich selbst als "World Famous Fish and Chips Shop" bezeichnet und angeblich im Lonely Planet erwähnt wird, auch wenn ich ihn dort nicht finden kann.
Der Fisch ist aber sehr frisch und schmeckt ganz gut und man kann auf der überdachten Terasse mit Blick auf die Marina essen.
Weil wir 50 Leute im Bus sind, können wir glücklicherweise bei Dice Fish&Chips vorbestellen, um uns und den Mitarbeitern des Shops eine Menge Stress zu ersparen. Fünf Uhr ist fürs Abendessen zwar eigentlich zu früh, aber hungrig bin ich trotzdem, also kann ich damit leben.
Und das ist dann auch schon der letzte Stop auf der Cape Reinga Tour. Mein persönliches Highlight war definitiv das Sandboarding.

Special Stop: Haruru Falls & Mangrove Walk
Gegen sechs erreichen wir wieder Paihia. Dice ist so nett und legt für das "Special Girl" einen kurzen Stop bei den Haruru Falls ein - das Special Girl bin natürlich ich. Ich wollte mir die Falls nämlich gerne noch ansehen, und da ich morgen keine Zeit mehr dazu habe, ist jetzt die perfekte Zeitpunkt, zumal der Bus ohnehin quasi daran vorbei fährt.

Von den Falls selbst bin ich ehrlich gesagt enttäuscht - im Vergleich zu den Karekare oder Whangarei Falls ist das hier nicht mehr als eine kleine Stromschnelle. Doch der Weg am Waitangi River entlang ist die Mühe wert. 5 Kilometer durch Busch und durch einen schönen Mangrovenwald, teilweise über eine lange Holzbrücke, die mich zwischen den Mangroven hindurchführt.

Auch wenn ich den ganzen Tag in Jandals rumgelaufen bin (habe seit gestern endlich vernünftige!), war es also letztendlich gut, dass ich meine Boots auch dabei hatte. Nach dem langen Tag im vollgestopften Bus tut diese Stunde Bewegung, fast ohne auf andere Menschen zu treffen, nämlich sehr gut.
Entsprechend müde bin ich aber auch, als ich abends das Hostel erreiche. Da aber zufällig irgendjemand den ersten Herr-der-Ringe Teil in der Fernsehecke angemacht hat, sehe ich mir den natürlich noch an - immerhin bin ich hier in Neuseeland!

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Übrigens, wenn ihr irgendetwas nicht versteht, wenn irh Fragen zu etwas habt oder einfach findet, dass das, was ich so schreibe, keine Bohne interessiert, dann seid ihr gerne eingeladen, mich das durch Kommentare wissen zu lassen. Ich bin für Anregungen und Kritik immer offen. (Na gut, meistens.)
Wenn ich keine Kommentare bekomme, dann gehe ich einfach mal davon aus, dass kein Schwein diese langen Posts bis zum Ende durchließt ;) ;D

Alrightey, das war's von mir. Ich hatte diesen Post übrigens gestern im Bus schon fast fertig, aber dann hat Blogger beschlossen, dass es ihn nicht mehr öffnen will... deshalb durfte ich nochmal von vorne anfangen. Yippie.


Unser Awesome-Bus

Montag, 26. Dezember 2016

Merry Christmas

Russel, New Zealand - 26. Dezember '16, Ortszeit 16:00

Ich weiß, ich habe lange nichts geschrieben - ich werd es so bald wie möglich nachholen.
Für den Moment möchte ich euch allen einfach nur Frohe Weihnachten wünschen!
Ich sitze hier gerade auf einem Hügel über Russell (einem Ort in der Bay of Islands, gegenüber von Paihia) und genieße das wunderbare Wetter und die geile Aussicht. Weihnachten im Sommer - nach wie vor eine sehr abstrakte Vorstellung für mich als Europäer. So wirkliches Weihnachts-Feeling kommt da nicht so recht auf, aber das macht nichts - es ist einfach super schön hier. Und es war interessant zu sehen, wie die Leute hier Weihnachten verbringen - dazu später mehr.

In diesem Sinne - Merry Christmas! (oder für die Nicht-Trinker unter euch: Happy Christmas, da gibt es nämlich einen Unterschied)

Freitag, 16. Dezember 2016

Gipfelstürmer & Höhlenforscher

Ich bin inzwischen bereits in Paihia in der Bay of Islands angekommen, wo ich die nächsten zwei Tage verbringen werde. Aber zunächst habe ich so einiges nachzuholen, was ich in den letzten Tagen wegen mangelnder Zeit (und Lust, ja, ich gebe es zu) nicht geschafft habe. Ich gehe jetzt also mal 9 Tage zurück - nach Whangarei, 16. Dezember '16.

Weil ich ja erst Samstag von Sally abgeholt werden kann, muss ich einen Tag in Whangarei überbrücken. Ich habe mir schon am Vortag ein paar Ziele in der näheren Umgebung herausgesucht, die ich nacheinander abklappern will - auch wenn meine Zimmergenossin sagt, das sei an einem Tag zu Fuß nicht zu schaffen. Ich versuche es einfach trotzdem.
Also mache ich mich gegen halb elf auf den Weg, bei strahlendem Sonnenschein. Über den Tag zieht es immer mal wieder ein wenig zu, aber es regnet nicht und die meiste Zeit ist die Temperatur auch nicht zu hoch - ein perfekter Tag zum Wandern.

Stop 1: Parihaka Summit
Der Parihaka ist ein Berg direkt bei Whangarei mit einem Aussichtspunkt an der Spitze. Der Hatea River Walk, den ich nehme, führt direkt daran vorbei, ich muss eigentlich nur einen kleinen Umweg machen - einmal den Berg hoch und wieder runter. Aber die Sicht soll gut sein, also nehme ich das auf mich.

Der Weg nach oben geht fast die ganze Zeit über Stufen, da er recht steil ist. Ich brauche wohl eine halbe Stunde bis oben. Aber letztendlich lohnt es sich - von hier aus hat man eine super Sicht über Whangarei (das übrigens die einzige Stadt in Northland ist). An der Spitze des Parihaka finde ich außerdem eine steinerne Säule und ein paar Infotafeln, die mich über die Geschichte dieses Ortes aufklären.

Vor etwa zweihundert Jahren gab es hier nämlich noch eine Maori-Siedlung, ein sogenanntes Pa. Da das Pa auf der Spitze des Hügels lag, ließ es sich sehr gut verteidigen, was auch gut so war, denn zu der Zeit tobten in der Gegend erbitterte Stammeskriege und das Pa wurde mehrfach angegriffen und schließlich auch erobert. Der Name des Berges kommt übrigens daher: Und zwar tanzten die Bewohner des Pa einen Haka, einen Maori-Kriegstanz, um ihre Feinde zu provozieren - sie machten einen Haka vor dem Pa, ergo: Parihaka.
Auf dem Weg nach unten komme ich sogar an einem Ort vorbei, an dem Überreste eines Pas zu sehen sind, wenn die auch nur aus im Unterholz versteckten Mauerresten und Wällen bestehen.
Aber genug davon.

Stop 2: AH Reed Memorial Park
Nachdem ich mich trotz guter Beschilderung ein wenig verlaufe (wobei sich der halb verwilderte Weg, den ich genommen habe, letztendlich als Abkürzung herausstellt), gelange ich wieder auf den Hatea River Walk, der, wie der Name schon sagt, dem Hatea River folgt.

Vorbei an Wiesen und über malerische Brücken erreiche ich den AH Reed Memorial Park, der für seine alten Kauri-Bäume bekannt ist. Durch den Park wurden extra Brücken gebaut, um die Wurzeln der Bäume zu schützen. Einige der Kauris sind sogar noch größer als der, den ich bereits gesehen habe.

Lange halte ich mich hier allerdings nicht auf, denn es gibt noch viel zu sehen!

Stop 3: Whangarei Falls
Die Whangarei Falls sind definitiv ein Must-See in Whangarei. Der Hatea River Walk endet hier - oder beginnt, wie man es sieht. Es sind sicher zehn Meter, die das Wasser in die Tiefe stürzt, hinab in einen malerischen kleinen See. Diese Schlucht ist ein wunderschöner Ort. Ich kann sogar über einige Felsen bis fast hinter den Wasserfall klettern - etwas, das in Deutschland 100%ig verboten wäre.

Ich nehme den Loop Way hinauf zum Parkplatz oberhalb des Wasserfalls. Es ist inzwischen so warm, dass ich mich nach einem Eis verzehre - doch hier finde ich leider keins.

Also esse ich meine extra geschmierten Butterbrote und - weiter geht's!

Stop 4: Abbey Caves
Zu den Höhlen führt leider kein richtiger Wanderweg - am besten erreicht man sie eigentlich per Auto. Da mir diese Möglichkeit aber leider nicht offen steht, gehe ich zu Fuß den ganzen Weg die Straße entlang - unter der glühenden Nachmittagssonne. Aber was will man machen.
Die Höhlen sind nicht touristisch erschlossen, aber durch einen Rundweg alle drei zugänglich und für den willigen Höhlenforscher sogar betretbar. Natürlich kreuze ich völlig unvorbereitet hier auf, habe nicht einmal eine Taschenlampe dabei, geschweige denn eine Kopflampe, wie auf dem Infoschild empfohlen wird. Ansehen kann ich mir die Höhlen ja trotzdem, sage ich mir.
Bei dem schönen Wetter sind hier so einige Leute unterwegs - alle so in meinem Alter, manche perfekt vorbereitet mit Unterwasserschuhen und Kopflampen, andere, wie ich, null vorbereitet.
Zur ersten Höhle, der Organ Cave, geht es ziemlich steil runter. Ich steige ein wenig die Felsen hinab, doch ich gebe schnell auf - es ist einfach zu dunkel unten. Die einzige Lampe, die ich habe, ist die Taschenlampe meines Handys, und das müsste ich die ganze Zeit in der Hand halten.

Trotzdem will ich mir die anderen beiden Höhlen zumindest von außen ansehen. Und dann habe ich wahnsinnig Glück: Vor der zweiten Höhle, der Middle Cave (wieder so ein fantasievoller Name) treffe ich auf zwei deutsche Medizinstudentinnen, Hanna und Marinka, mit denen ich mich am Abend vorher im Hostel sehr gut unterhalten habe. Sie machen sich gerade fertig, um in die Höhle hinunterzusteigen - und siehe da, sie haben Kopflampen! Kurzerhand schließe ich mich ihnen an und komme so doch noch an meine Höhlenerforschung.
Am Anfang des Wegs hat ein Hinweisschild schon gewarnt, dass das Wasser in den Höhlen teilweise recht hoch stehen kann, und bald ziehe ich meine Wanderboots aus und gehe barfuß weiter, genau wie Hanna, damit mir das Wasser nicht in die Schuhe läuft.
Was soll ich sagen - es ist viel besser, als ich es mir vorgestellt hätte. Ich war ja schon in ein paar Höhlen, aber das waren allesamt alte Stolle oder Minen, durch die man eine geführte Tour machen konnte. Das hier ist etwas völlig anderes. Verlaufen kann man sich zwar nicht wirklich, aber dennoch finde ich es ziemlich abenteuerlich. An der ein oder anderen Stelle brauchen wir eine Weile, um den richtigen Weg zu finden oder Spalten zu überwinden. Ganz schön aufregend.
Und dann noch die Glühwürmchen, Glow Worms, wie sie hier heißen. Wenn man die Lampen ausschaltet, kann man sie an den Höhlenwänden und der Decke leuchten sehen. Als hätte da jemand weiße Lichter angebracht - nur viel schöner.
Laut dem Flyer, den die beiden Mädels haben, hat die Middle Cave einen Ausgang an der anderen Seite. Und tatsächlich sehen wir irgendwann Licht - in ein paar schmalen Löchern über uns. Es sieht nicht so aus, als gäbe es einen richtigen Weg nach oben - aber umzukehren wäre ja zu einfach. Also klettern wir - und mittels Teamwork schaffen wir es tatsächlich alle drei zurück ans Tageslicht, mitsamt Rucksäcken und mit vielleicht der ein oder anderen Schramme. Aber das triumphale Gefühl allein war es wert.

Weil das so gut geklappt hat, erkunden wir auch noch die dritte Höhle gemeinsam. Hier ist laut Flyer der Ausstieg zwar sehr leicht, aber am Ende der Höhle kann das Wasser teilweise sehr hoch stehen. Laut ein paar Jungs, die die beiden vorher getroffen haben, geht es heute bis zur Brust.
Aber wir versuchen es trotzdem - das wäre ja gelacht!
Und tatsächlich wird das Wasser zum Ende hin immer tiefer. Es ist aber überraschenderweise nicht so kalt, wie ich erwartet hatte, ist im Gegenteil durchaus angenehm. Marinka war so schlau, eine Bikinihose anzuziehen - aber ihr T-Shirt wird trotzdem nass. Als mir als Vorgehender das Wasser irgendwann bis zum Bauch steht, denken wir kurz ans Umkehren - aber der Weg zurück wäre schwieriger als der voran und jetzt sind wir ja ohnehin nass. Außerdem sehen wir das Licht des Ausgangs schon vor uns. Also heben wir die Rucksäcke über den Kopf und kämpfen uns durch.
Klatschnass, aber wiederum mit einem ziemlich guten Gefühl verlassen wir die Höhle durch den Hinterausgang. Und da die Sonne noch immer ziemlich warm ist, dauert es nicht lange, bis wir wieder trocken sind - zumal wir ein wenig über Schafsweiden stapfen, bis wir den Weg wiederfinden.

Die beiden bieten mir an, mir eine ihrer Kopflampen zu leihen, damit ich mir die erste Höhle auch nur ansehen kann, aber alleine habe ich eigentlich keine Lust dazu und ich bin inzwischen schon ziemlich müde - immerhin bin ich seit 10 Uhr auf Achse!
Gemeinsam laufen wir zurück nach Whangarei, was noch einmal eine halbe Stunde dauert - an einem Kiosk am Stadtrand bekomme ich dann auch endlich mein lang ersehntes Eis.

Nach dem Abendessen gehe ich zwar nicht direkt ins Bett, sondern genieße noch ein Cider mit ein paar anderen, doch meinen Blogeintrag zu schreiben habe ich dann keine Lust mehr - deshalb musstet ihr so lange warten. Sorry dafür.

Da bin ich lang

Donnerstag, 15. Dezember 2016

Eine Nacht im Gefängnis

Whangarei, Northland, New Zealand - Do. 15. Dezember '16, Ortszeit: 20:44

Bevor ihr euch jetzt fragt, was zum Teufel ich angestellt habe: Es ist genau genommen ein ehemaliges Gefängnis und umsonst ist es leider auch nicht, hier zu schlafen. Aber für 25 $ die Nacht kann ich echt nicht meckern.


Zumal es echt gemütlich ist. Klingt komisch, bedenkt man, dass ich tatsächlich in einer ehemaligen Gefängniszelle schlafe, ist aber so. Das Zimmer ist sehr spärlich eingerichtet, heißt konkret: zwei Matratzen, eine Neonröhre an der Decke - das war's. Keine Steckdosen, aber die gibt es in der Küche, dem angrenzenden Wohnzimmer und im Anbau mit dem Esstisch zur Genüge. Vom Anbau kommt man durch eine Glastür direkt in den "Gefängnishof", der tatsächlich noch Stacheldraht auf der Mauer hat, dieser ist aber von einer Obstpflanze überwuchert - überhaupt ist der kleine Hof sehr grün und gemütlich. Es gibt sogar eine Dachterasse, das heißt, das Dach ist begehbar. Und auch dort: Unmengen an Pflanzentöpfen.

Bis auf die Küche und die angrenzenden Räume und die beiden Badezimmer ist alles sehr karg eingerichtet - eben ganz Gefängnismäßig, mal abgesehen von den weichen Matrazen. Es gefällt mir hier trotzdem sehr gut. Es hat sicher was, in einer Zelle zu schlafen. Und nach einem 6- und einem 8-Bett-Zimmer ist ein 2-Bett-Zimmer (das zumal noch wesentlich günstiger ist!) mal eine willkommene Abwechslung. Und die Besitzerin ist sehr nett.


"The Cell Block" liegt in Whangarei, das ist eine Kleinstadt in Northland, zwei Stunden Fahrt von Auckland entfernt. Ich bin so froh, dass ich endlich aus der City raus bin.


Für die letzte Nacht bin ich aus dem Attic ausgezogen in ein anderes Hostel, zwanzig Minuten vom Zentrum entfernt. Ein Fehler, wie ich schnell feststelle - erstens, weil es einfach dämlich war, vom Zentrum wegzuziehen, denn die drei Dollar, die ich für das Zimmer gespart habe, sind sofort wieder weg, weil ich den Bus ins Zentrum nehme, als ich zu faul zum Laufen bin. Zweitens, weil das Hostel direkt an der Autobahn liegt. Drittens, weil das Zimmer im dritten Stock liegt und der Aufzug (natürlich) kaputt ist - dafür habe ich allerdings auch eine ganz nette Aussicht. Alles so weit noch nicht tragisch - aber die Kakerlaken-ähnlichen-Insekten in der Küche stören mich dann schon. Und duschen will ich hier lieber auch nicht.

Aber es ist ja nur eine Nacht. Und weil das Hostel auf halber Strecke zwischen dem Zentrum und Mount Eden liegt, beschließe ich, abends noch mal auf den Vulkan zu steigen. David, der für zwei Nächte wieder in Auckland ist, schließt sich mir an.


Nachdem es am Nachmittag in Strömen geregnet hat, klart es abends glücklicherweise wieder auf. Zwar verdecken uns Wolken die Sicht auf den "richtigen" Sonnenuntergang, aber das ist nicht so schlimm. Es ist trotzdem wunderschön, und wir bleiben lange genug, um mit anzusehen, wie nach und nach die ganzen Lichter der Großstadt unter uns angehen. Wir bereuen den Aufstieg keinen Moment.


Heute morgen muss ich schon um halb acht am Bus sein, und zur Haltestelle erst einmal noch eine Viertelstunde laufen. Ich habe mir einen Stray-Everywhere-Pass gebucht - war zwar recht teuer, aber dafür habe ich mein Fortkommen in Neuseeland jetzt gesichert und muss zumindest nichts mehr bezahlen, um von A nach B zu kommen. Der Pass funktioniert wie folgt: Der Bus fährt eine festgelegte Route, aber dank Hop-on-hop-off kann ich selbst entscheiden, wann ich welche Strecke fahre und wie lange ich an einem Ort bleibe. Außerdem garantiert Stray einem an jedem Stop die Unterkunft für die erste Nacht.
Die Fahrer sind dabei sehr freundlich und mitteilsahm, helfen einem auch dabei, am Zielort Aktionen zu buchen oder geben einem Tips, was man so machen kann. Gerade für jemanden wie mich, der allein unterwegs ist, echt eine gute Sache.

Unser Fahrer heute heißt Seagull. (Wahrscheinlich wird er eher "Seagel" oder so geschrieben, aber er stellt sich uns als "Seagull, just like the bird" vor.) Ein lustiger Mensch, sehr gesprächig, erklärt allen, die wie ich das erste Mal in einem Stray-Bus sitzen, erst einmal, was Sache ist. Hält nach einer halben Stunde dann aber die Klappe, wofür ich ganz dankbar bin, weil ich echt müde bin - ich schlummere also bis zum ersten Stop eine Weile vor mich hin.

Genau, dann gibt es ja auch noch ein paar Extra-Stops auf der Strecke. Heute wären das zwei, aber ich steige beim zweiten sowieso aus. Nach etwa einer Stunde halten wir bei einem Besucherzentrum in der Nähe von Warkworth. Hier steht ein riesiger Kauri-Baum - 800 Jahre alt, verdammt groß, wie ich finde, auch wenn Seagull sagt, dass das hier noch gar nichts ist - der älteste bekannte Kauribaum ist etwa 3.500 Jahre alt und etwa dreimal so groß wie dieser.

Die Maori glauben, dass durch diese Bäume ihre Seelen in den Himmel auffahren. Deshalb sind sie früher, wenn sie auf eine Reise oder einen Feldzug gingen, immer zu "ihrem" Kauri-Baum und umarmten ihn - das sollte Glück bringen. Natürlich muss ich diese Chance nutzen und mir ein bisschen Glück für meine Reise sammeln.

Laut Seagull bekommt man auch keinen Kater, wenn man am Tag vorher einen Kauribaum umarmt hat, aber das überprüfe ich jetzt einfach mal nicht.


Ich fahre nicht die ganze Strecke nach Paihia, wo eigentlich der erste Über-Nacht-Stop liegt, sondern steige in Whangarei aus, weil ich hier in der Nähe einen Wwoof-Host gefunden habe. Der Kontakt ist zwar schon einige Tage her und eigentlich weiß ich nicht einmal, ob sie mich schon aufnehmen können - aber ich wollte echt aus Auckland weg, deshalb habe ich es einfach mal darauf ankommen lassen.

In Whangarei angekommen rufe ich Sally, den Host, an, lande aber erst einmal nur auf der Mailbox. Also miete ich mich einfach mal im nächstbesten Hostel für eine Nacht ein - und wie gesagt: Das "Cell Block" ist echt super. Sally ruft im Laufe des Nachmittags zurück und sagt, dass sie mich Samstag aus Whangarei abholen könnte. Dadurch habe ich zwar noch einen Tag Aufenthalt, aber das ist nicht allzu schlimm - Whangarei liegt sehr schön und es gibt auch den ein oder anderen sehenswerten Trail in der Nähe. Ich werde die Zeit schon herumkriegen.

Der Mond war auch nicht schlecht - aber am besten ist das Bild, auf dem David ihn aufisst!

Dienstag, 13. Dezember 2016

Whale-Watching im Hauraki Gulf

Auckland, New Zealand - Mi. 14. Dezember '16, Ortszeit: 16:20

Nachdem ich Montag wie angekündigt eine ruhige Kugel geschoben habe (Jobsuche, mal wieder eine Weile durch Auckland geirrt), war für Dienstag mal wieder Action angesagt. Mittags geht es vom Maritime Museum am Hafen aus los, diesmal alleine, da Paula und Antonia anderweitig zu tun hatten.


Anders als bei meiner ersten Fahrt über den Hauraki Gulf herrscht strahlender Sonnenschein. Das Wasser ist türkisblau - das liegt, wie der Kapitän erklärt, an den vielen kleinen Pflanzen, die es hier im Wasser gibt und die auch der Grund dafür sind, dass man hier überhaupt Wale und Delfine sehen kann.

Tatsächlich dauert es auch gar nicht lange, bis wir tatsächlich auf die ersten Delfine stoßen - auf eine Schule von Gemeinen Delfinen (Aihe auf Maori), diese schwarz-gelblich gestreiften Delfine, die man fast überall finden kann. Sogar ein paar Babies sind dabei.



Die Delfine kommen ganz nah an das Boot heran und schwimmen direkt davor her. Sie sind ganz nah.


Wir treffen im Laufe der Tour noch auf ein paar dieser Schulen. Aber immerhin ist dies eine "Dolphin AND Whale Watching Tour", deshalb wäre ein Wal natürlich auch ganz schön.

Und wir haben Glück. Anhand eines Vogelschwarms kann die Crew den Aufenthaltsort eines Wals ausmachen. Die Vögel treiben sich dort herum, weil der Wal und die Delfine die Fische an die Oberfläche treiben, wo die Vögel leicht an sie herankommen. Wir nähern uns einem Schwarm Australasiatischer Tölpel, der recht aufgeregt wird, laut dem Kapitän ein Anzeichen dafür, dass hier bald etwas los sein wird.


Wir sollen nach der Fontäne Ausschau halten, die der Wal ausstößt, wenn er zur Wasseroberfläche kommt.


Und da ist sie auch schon. Da ist der Wal - ein Brydewal, um genau zu sein. Von dem bekommen wir allerdings leider nicht besonders viel zu sehen. Nur ein paar Mal zeigt der Gute uns seinen Rücken und spritzt noch die ein oder andere Fontäne hoch. Eine Weile cruist das Boot noch durch die Gegend, doch mehr als das ist uns heute scheinbar nicht gegönnt.

Irgendwann drehen wir ab. Es gibt noch einen kleinen Abstecher zu einem Felsen vor der Küste einer Insel, der voll mit Vögeln ist - den gelbköpfigen Tölpeln mal wieder. Dann geht es auch schon zurück in Richtung Festland.



Es ist ziemlich windig und immer wieder schlagen Wellen an den Seiten des Bootes hoch und nicht nur ich werde ordentlich nass. Beim trocknen bleiben nicht nur auf meiner Jacke und Hose weiße Salzspuren zurück, sondern auch meine Haare und meine Beine kleben mit dem Zeug voll.

Obwohl ich genau genommen keinen Wal direkt zu Gesicht bekommen habe, war diese Tour eine ganz nette Erfahrung. Und eigentlich hatten wir mit dem Wetter sogar Glück: Die Tour heute, an der Paula und Antonia teilnehmen wollten, wurde wetterbedingt abgesagt.