Freitag, 23. September 2016

Startschwierigkeiten

 Es ist nun schon über ein halbes Jahr her, seit mir die Idee gekommen ist, in der Zeit zwischen dem Ende meines Bundesfreiwilligendienstes (BFD) und dem Anfang vom Rest meines Lebens eine Weile die Welt zu erkunden - oder, genau genommen, nur ein Land am anderen Ende der Welt: Neuseeland.
Eigentlich war es Sara, meine damalige Mitbewohnerin, die die ganze Sache erst angeleiert hat. Beziehungsweise: Die Idee brodelte eigentlich schon seit der neunten oder zehnten Klasse in mir (wenn ich auch lange Zeit Australien als mein Ziel Nummer 1 im Kopf hatte). Doch Sara war es, die durch Zufall das Thema ansprach. Und als wir feststellten, dass wir beide gerne an einem Work&Travel-Programm teilnehmen würden, waren wir sofort Feuer und Flamme - wir würden es zusammen tun! Zusammen nach Neuseeland! Eine Organisation, denn so wollten wir es machen, hatten wir auch schon: AIFS (American Institute For Foreign Study mit deutschem Hauptsitz in Bonn).
Wir holten Erkundigungen ein, sprachen uns ab und dann - einige Wochen nichts mehr. Als ich sie knapp zwei Monate später wieder darauf ansprach, schmiedete Sara schon Pläne für ihr Studium, das sie sofort nach Ende unseres BFD beginnen wollte.

So bin ich eben - ich schiebe die Dinge, selbst die, die mir wichtig sind, immer und immer wieder auf, bis es fast zu spät ist. Doch auch wenn Sara nun nicht mehr dabei war, wollte die Idee nicht mehr aus meinem Kopf. Ich hatte kein Problem mit dem Gedanken, dann eben alleine nach Neuseeland zu reisen. Meinen Eltern geht es da zwar anders - aber, hey, ich bin 19. Ich kann auf mich aufpassen und ich will verdammt nochmal endlich hier weg!
Hier: Das ist das Kaff, in dem ich wohne; das ist meine Familie, die (auch wenn ich sie natürlich (meistens) wahnsinnig lieb habe) mich zu oft einfach nur noch nervt; das ist Deutschland, ein Land, dem ich bis heute nicht wirklich etwas abgewinnen kann, weil es einfach so schrecklich langweilig ist. Ich weiß, das sind Erste-Welt-Probleme vom feinsten, aber so geht es mir nun einmal.

Mein BFD ist seit Ende Juli zu Ende, im Moment jobbe ich als Zeitarbeiter. Die meisten Jobs sind todlangweilig und stupide, aber ich weiß ja, wofür ich es tue.
Ich hatte einen Job, ich hatte ein Ziel - doch dessen Umsetzung: Lange ungewiss. Bekomme ich genug Geld zusammen? (Denn neben dem Programmpreis von ca. 2500 € muss man ja für die Einreise noch eine Garantie über 4200 NZD (ca. 2750 €), die man auf dem Konto hat, erbringen.) Mein angepeilter Ausreisetermin war vom ursprünglichen 15. Oktober zunächst auf den 7. November gerutscht, doch nachdem eine Krisensitzung mit meinem Vater ergab, dass ich bis dahin nicht das nötige Geld zusammenbekomme, ließ ich mich auf den nächsten Kompromiss ein: den 5. Dezember. Das verkürzt meinen Neuseeland-Aufenthalt zwar von ursprünglich erhofften 9 bis 10 Monaten auf 7 bis 8 - doch es ist so viel besser, als ganz auf ihn zu verzichten.
Heute dann, einen Tag nach jenem Gespräch mit meinem Vater, zwei Durchbrüche: Eine zugesicherte Vertragsverlängerung bei meinem Arbeitgeber um einen Monat und, daraus folgend, endlich die Buchung des Programms bei AIFS.

Das heißt: ES STEHT FEST! ENDLICH!

Nach so langer Zeit, in der ich nicht sicher war, ob die ganze Sache überhaupt etwas wird, ist das eine unvergleichliche Erleichterung.
Das heißt aber auch, dass jetzt die heiße Phase beginnt. Die Ausrüstung, allem voran natürlich der Rucksack, will besorgt werden. Das Visum muss beantragt werden. Die Planung einer Abschiedsparty steht an. Und und und.
Was das alles betrifft, werde ich euch natürlich auf dem laufenden halten. Doch im Moment bin ich einfach nur glücklich.

>>Take to the sky, open up your eyes and see how far you get in just one day
Take to the sea, open up your heart and see how far you get atop this breeze<<
(Mighty Oaks, "Just one day")